Heute vor einem Jahr…..

Ich hatte zwei Tage Urlaub für ein langes Wochenende genommen, weil wir alle zusammen zur Geburtstagsfeier einer lieben Freundin eingeladen waren. Man macht halt Pläne, wenn man knapp 400 km anreisen muß….
Ich wollte vormittags in aller Ruhe das Auto beladen, mittags die Familie einsammeln und abends dann – quasi zum Vorglühen – mit den anderen Gästen am Ort des Geschehens eintreffen. Der eigentliche Geburtstag war schon vor zwei Tagen, aber einen 37. kann man ja auch nachfeiern, zumal wenn man einen verantwortungsvollen Job hat, in dem man ziemlich erfolgreich ist.

Der Tag begann wie geplant mit Ausschlafen, Frühstücken und leichtem Kofferpacken. So weit, so gut. Bis dann das Telefon klingelte und sich ein Kollege aus dem Büro meldete: „Tut mir leid, dass ich dich an deinem freien Tag störe, aber ich habe hier gerade einen total seltsamen Anruf für dich entgegengenommen… Irgendwie macht mir das Sorgen und deswegen wollte ich dir das mitteilen. Kennst du eine Frau XY oder so?“ „Ne, nicht direkt, der Name sagt mir nichts.“ „Die hat mir erzählt, sie müßte dich unbedingt erreichen. Ihr wäret alle zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und bräuchtet aber jetzt nicht mehr loszufahren, weil das Geburtstagskind tödlich verunglückt ist?“ Das war der Moment, wo ich mich erstmal setzen musste um tief Luft zu holen. Nachdem ich dem Kollegen dann den Namen des Geburtstagskindes genannt hatte, war er in der gleichen Situation.

Im Nachhinein ist es erstaunlich, wie bei mir sofort erstmal der Verstand die Kontrolle übernommen hat – mir war irgendwie sofort klar, dass ich diese Aussage erstmal mit Fakten und weiteren Informationen widerlegen oder untermauern mußte. Zuerst Mails checken, dann das Internet befragen und dann sehen wir weiter. Es kam, was kommen mußte: besagte Frau XY war schon im Posteingang und bat um dringenden Rückruf. Dabei kristallisierte sich langsam die ganze Wahrheit heraus. Auf der Webseite der örtlichen Feuerwehr (Kopie als PDF) heißt es ganz sachlich

„12.08.2009, 20:22 Uhr: PKW-Unfall mit eingeklemmter Person, Autobahn A3, Fahrtrichtung Köln, km 79,4“,

die offizielle Polizeimeldung war nicht viel ausführlicher:

„Am Mittwoch, 12.08.09, gegen 20.10 Uhr, ereignete sich auf der A 3 in Höhe der Ortschaft Siershahn/Ww. ein Verkehrsunfall bei dem eine 37-jährige Fahrerin eines PKW ums Leben kam. Die Frau war mit ihrem BMW aus Richtung Frankfurt kommend in Fahrtrichtung Köln unterwegs, als sie offenbar bei starkem Regen ins Schleudern geriet. Der Wagen kam nach von der Fahrbahn ab und prallte in eine Baumgruppe.
Dieser Aufprall war so heftig, dass der Wagen völlig zerstört und die Frau nur noch tot geborgen werden konnte.“

Zack. Einfach so. Weg. Von einer Sekunde auf die andere. „Mitten aus dem Leben“, wie es so pathetisch heißt.

Ich habe an diesem Tag noch viele traurige Telefonate geführt und einigen Leuten den Tag vermiest – aber was blieb mir anderes übrig?

Und jetzt? Ein Jahr später ist es immer noch genauso unfassbar, auch wenn man sich mit der Zeit zwangsweise an den Gedanken gewöhnt. Immer wieder stolpert man im Alltag über Kleinigkeiten, die einen erinnern: Orte, Situationen, manchmal auch nur Worte. Dann ist sie wieder da, für einen kurzen Moment.

Es weht der Wind ein Blatt vom Baum,
von vielen Blättern eines,
das eine Blatt man merkt es kaum,
denn eines ist ja keines.
Doch dieses eine Blatt allein,
war Teil von unserm Leben.
Drum wird dies Blatt allein
uns immer wieder fehlen.

Und bald, wenn die Erinnerung nicht mehr so weh tut, werden wir die Geburtstagsfeier nachholen. Sie wollte uns alle in fröhlicher Runde zusammenbringen, und diesen Wunsch werden wir ihr erfüllen.

Couscous-Salat für Anja

Irgendwann hatten wir mal eine „total leckeren“ Couscous-Salat mit Gurke und Pistazien – aber im Lauf der Zeit ist uns das Rezept abhanden gekommen. Als Anja dann einen Coucscous-Salat bei uns „bestellt“ hat, mussten wir mal kurz kreativ werden – ein paar Webseiten weiter hatten wir das neue Rezept dann zusammen…

Der große Vorteil bei diesem Rezept ist, dass der Couscous KALT zubereitet wird und nicht wie auf der Packung ebschrieben mit kochendem Wasser etc. Dadurch bleibt der Salat schön körnig, mit gekochtem Coucous wird es deutlich matschiger.

Zutaten (6 Personen):

  • 500g Couscous (Instant)
  • 1 rote Paprika
  • 2 Fleischtomaten
  • ½ Gurke
  • 2 Zehen Knoblauch
  • 1 Zwiebel
  • 2 EL Zitronensaft
  • 2 EL Balsamico
  • Olivenöl
  • 1 Bund glatte Petersilie
  • 1 Bund Koriander,
    ersatzweise auch 4-5 TL „Korianderpaste grün“ von Bamboo Garden aus dem Asia-Regal im Supermarkt (Achtung: die ist ziemlich salzig, da braucht man dann entsprechend weniger Salz zum Abschmecken)
  • ½ Bund Minze (nach Geschmack auch mehr)
  • ~2TL Kreuzkümmel
  • Salz und Pfeffer
  • Wasser
  • 150g Pistazienkerne

Zubereitung (ca. 30 Minuten):

Etwa 100 ml Olivenöl und 150 ml Wasser mit Zitronensaft und etwas Salz verquirlen und mit dem Couscous vermischen. Nach 5 Minuten evtl. noch etwas Öl und Zitronensaft (und Wasser) nachgießen, falls der Couscous noch zu trocken erscheint. Knoblauch dazupressen und untermischen.

Petersilie, Minze und Korianderblätter fein hacken und zusammen mit den restlichen Gewürzen dazugeben.
Paprika, Tomaten und Gurke entkernen und fein würfeln. Alles in die Schüssel geben und gut durchmischen.

Die Zwiebel in etwas Olivenöl bei mittlerer Hitze einige Minuten glasig schwitzen. Dann den Balsamico dazugeben und einköcheln lassen. Die Zwiebeln zum restlichen Salat geben. Kräftig umrühren und mit Salz und Pfeffer sowie den wichtigen Gewürzen (Koriander, Kreuzkümmel, Minze) nachbessern.

Zu guter Letzt noch die Pistazienkerne untermischen und den Salat nach Wunsch ausgarnieren.

Wenn man ihn länger durchziehen läßt unbedingt vor dem Servieren nochmal abschmecken – der Couscous saugt sehr (!) viel (!) Aroma auf….

(Die Idee mit der kalten Zubereitung haben wir beim „Cous – Cous Salat à la Foe“ gefunden, der Rest ist mehr oder weniger Standard und kann in unterschiedlicher Kombination der Zutaten auf etlichen Webseiten gefunden werden.)

Twitter = Nachrichten?

In was für einer Welt leben wir eigentlich?“ fragen die Moderatoren von SWR3 gerne mal – genau diese Frage stellt sich mir angesichts des Webrauschens zur Loveparade jetzt auch.

Twitter. Laut der allwissenden Wikipediaeine Anwendung zum Mikroblogging. Es wird auch als soziales Netzwerk oder ein meist öffentlich einsehbares Tagebuch im Internet definiert.“ So hatte ich das bisher auch immer verstanden, aber offensichtlich wird das mehr oder weniger unreflektierte, spontane Gezwitscher der dort aktiven Leute gerne auch mal für bare Münze genommen und als „Nachrichten“ bewertet. Glaubt keiner? Doch? Zumindest ein lebender Beweis für „Twitter als Nachrichtendienst“ findet sich im privaten Blog eines Onlineredakteurs einer großen deutschen Boulevardzeitung, deren Namen ich hier nicht nennen werde. (Nein, es ist nicht die, an die jeder spontan denkt und die mit Bildern der Loveparade-Opfer gerade ungut auffällt.) Ich persönlich bin ja voll und ganz beim Autor, wenn es um die Kernaussage geht – „wenn man nichts zu sagen hat einfach mal die Fresse halten“ ist zwar polemisch formuliert, trifft aber schon irgendwie zu. Man muss nicht immer gleich zu allem und jedem seine Meinung in die Welt posaunen – und schon gar nicht wenn es sich um eine derartige Katastrophe wie gestern in Duisburg handelt.
http://twitter.com/#!/Judetta/status/19595230387

Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder halbwegs normale Mensch sich nicht über die vielen Toten und Verletzten freut – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Twitter-User Lori_ftw meint „Da hats mal die richtigen erwischt, die Schwuletten haben sich selbst totgetrampelt, gibts was schöneres?“ (twitter.com/Lori_ftw/status/19432823274) (NB: mit Absicht nicht aktiv verlinkt, um diese Meinung nicht auch noch unnötig populär zu machen, ich sage nur: Pageranking) Wäre das nicht so dermaßen plattes Dünnbrettbohren würde mich doch fast interessieren, ob „Lori“… Ach nee, das ist mir einfach zu blöd, an solche Deppen muß man nicht auch noch virtuelle Tinte und Gedanken verschwenden.

Genauso fest bin ich davon überzeugt, dass man auch bestürzt sein kann, ohne das über Twitter (oder andere Social Media) kundzutun. Ich jedenfalls bin froh, dass ich niemanden kenne, der die Loveparade gestern besucht hat.

Das trifft den Nagel auf den Kopf. Vom Fußball kennt man das ja schon: gefühlte 80 Millionen Trainer hätten „ihre“ Mannschaft zum Titelgewinn gebracht – nur der eine, der dummerweise im real life der Trainer ist, hat es mal wieder nicht geschafft. Dank Twitter, Facebook usw. breitet sich dieses Phänomen jetzt auch auf alle anderen Aspekte des Lebens aus – was immer jemand getan hat, jemand anderes hätte es nach eigenem Bekunden besser machen können.

Aber ich schweife ab…… Eigentlich wollte ich doch zu Twitter als Nachrichtendienst noch was sagen….. Mag ja sein, dass man auf Twitter schnell Informationen zu Allem und Jedem finden kann, aber Nachrichten sind das IMHO wohl kaum, nicht mal auf dem Niveau einer Boulevardzeitung. Ich war bisher immer der Meinung, dass Nachrichten vor der Veröffentlichung irgendwie halbwegs gut recherchiert sein sollten – was sie aber leider auch nicht immer sind, auch im echten Leben wird gerne erst veröffentlicht und dann nochmal recherchiert. Hauptsache man ist Erster. Qualität wird ja sowieso generell überbewertet, Geiz ist geil und ich bin doch nicht blöd. Wer Informationen will, soll sie sich gefälligst selber suchen, steht doch alles im Internet.

Was ist denn Twitter zurückübersetzt nach Real Life? Ziemlich einfach: ich spaziere in einer größeren Stadt am Samstagnachmittag durch die Fußgängerzone und schnappe von den mich umgebenden Passanten Wort- und Satzfetzen auf. Auf ein Wort gebracht: Gerüchteküche. Höchstens. Eher noch weniger. Sowas kann man doch allen Ernstes höchstens als Anstoß für weitere Erkundungen verwenden, das sind doch noch keine Nachrichten. Ganz abgesehen davon, dass es sich bei Getwitter prinzipbedingt (und gewollt) um Momentaufnahmen handelt von denen die wenigsten wirklich dauerhaft sein dürften.

Bleibt zu hoffen, dass irgendwann mal der tatsächliche Hergang aufgeklärt sein wird und wir alle daraus für die Zukunft etwas lernen (was genau, bleibt dem Einzelnen überlassen). Ob und wer dann tatsächlich (als Bauernopfer oder „Schuldiger“) von irgendwelchen Ämtern zurücktritt und/oder vor Gericht für schuldig befunden wird, ist mir persönlich egal – die Toten bleiben tot und hinterlassen Lücken und den Überlebenden (wie z. B. Julia aus Duisburg, die ihre Retter sucht) wird es dadurch vermutlich nicht wirklich besser gehen.

Zu guter Letzt: Ja, auch ich habe einen Account bei Twitter, den ich mehr oder weniger regelmäßig benutze um irgendwelche Gedanken in die Welt zu tragen. Und ich habe auch schon einige interessante Tweets gelesen. Aber ich sehe Twitter trotzdem (oder gerade deswegen) nicht ernsthaft als Informationsmedium. Da kann ich mich auch irgendwo nett im Straßencafe hinsetzen und den Menschen zuhören.